Die Suche nach dem Sinn des Lebens ist wie eine Expedition in den Amazonas: Eine abenteuerliche Reise ins Ungewisse, mal verläuft man sich und begegnet wilden Tieren, mal steht man vor einem tosenden Wasserfall und ist dem Ziel ganz nahe.
Wo ist der Sinn des Lebens und was macht man, um ihn zu finden? Und hat man im Unialltag eigentlich noch Raum und Zeit für solche Fragen? Um mal wieder etwas Licht in die Wirren des täglichen Lebens zu bringen, hat dieses Forschungsprojekt Studenten gefragt, was für sie der Sinn des Lebens bedeutet. Denn was für einen Sinn hat das Studium, wenn das Leben noch nicht mal einen hat?
Da es auf diese Frage weder richtige noch falsche Antworten gibt, schien eine ethnographische Perspektive sehr geeignet, um möglichst persönliche Ansichten zu erfahren. Also mal eine etwas andere Ethnographie, bei der es darum ging in die Ferne zu blicken, in den Himmel zu schauen, Liebe zu fühlen, vielleicht auch zu beten.
Im Laufe des Forschungsprozesses habe ich mit fünf Studenten und Studentinnen über dieses Thema reflektiert und dabei sehr unterschiedliche Antworten erhalten. Für den einen besteht der Sinn des Lebens in Begegnungen mit anderen Menschen und den Erfahrungen, die dabei gesammelt werden, für den anderen wiederum in der Liebe zu anderen Menschen oder in der persönlichen Entwicklung. Für alle meine Gesprächspartner ist der Sinn des Lebens bzw. ihre Meinungen hierzu jedoch nichts Festes, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der von Eigenreflektion und Erfahrungen geprägt wird.
Um den Forschungsprozess möglichst offen zu gestalten, ließ ich alle meine Gesprächspartner selbst entscheiden wie, wo und über was reflektiert wird. Den Ausgangspunkt bildete aber immer ein narratives Interview mit der Frage „Was ist für dich der Sinn in deinem Leben?“. Daraus entwickelten sich sehr spannende Gespräche und auch Aktionen, die immer ganz woanders endeten, als sie begonnen hatten.
Außerdem bat ich meine Gesprächspartner über einen Gegenstand nachzudenken, der für sie den Sinn des Lebens am besten repräsentiert. Deswegen werden in der Ausstellung neben Ausschnitten der Gespräche auch Objekte oder Bilder gezeigt.
Für mich bedeutet das einfach in einer zufriedenen Situation zu sein, in der ich mit allen Problemen, die man so hat im Alltag, zufrieden bin wie es ist. Weil ich mich auf Sachen konzentrieren kann, die mich interessieren und dadurch mit Menschen mich umgeben kann, die ich liebe und die mich lieben.
Und dass man sich irgendwie in seinen Handlungen bewusst ist wie man sich verhält, sowohl in zwischenmenschlicher Hinsicht, als auch bei Tätigkeiten. Also, dass man sich immer reflektiert und versucht sich darüber bewusst zu sein, was gerade passiert. Glück kommt nicht einfach von alleine, aber ich glaub Glück ist eigentlich eine Sache, die sich produziert aus bewussten Handlungen. Ich glaube, dass sich dann auch Liebe einstellt, wenn man bewusst denkt. Wenn man sich klar macht, dass Menschen gleich sind, und wenn man sich wirklich anguckt und sein Herz öffnet.
Zum Beispiel einfach, wenn man sich mit einer Freundin trifft, dann kann man das auch einfach als normal hinnehmen und denken „ok, ach ja jetzt treffen wir uns einfach und das ist ganz selbstverständlich“. Aber wenn man sich bewusst ist, dass das eine ganz tolle Sache ist, dass man Glück hat, dass man diese Person kennt und dass man sie in seinem Leben hat, und dass es so schön ist, dass sich Menschen verstehen und mögen.
Ich glaube viele negative Dinge kommen auch durch unbewusste Handlungen.
~~~~~
Da fällt mir meine Familie ein und Reisen, und dadurch auch die Begegnung mit anderen Menschen. Meine Familie ist ganz wichtig für mich, weil die mich einfach am besten kennen. Es gibt mir Sicherheit, oder auch Vertrauen, irgendwie in das Leben an sich, weil ich das durch meine Eltern und meine Schwester erfahren habe, dass es Vertrauen gibt, oder dass ich da willkommen bin. Dass ich dann einfach das Vertrauen habe oder ein positives Menschenbild vielleicht auch habe, dass ich denke, ok, ich denke erst mal positiv über einen anderen Menschen bevor ich den besser kenne. Und sich dadurch auch wieder viele schöne Momente ergeben, weil ich auch eher offen bin etwas Neues kennen zu lernen. Weil ich eher erst mal denke, es ist etwas Gutes, es ist was Neues, was Interessantes, warum nicht.
Was das Leben ausmacht sind einfach die Begegnungen mit anderen Menschen, finde ich. Und das passiert natürlich auch viel auf Reisen. Zum Beispiel ein offener Taxifahrer, mit dem man eine längere Zeit unterwegs war und der dann von seinem Leben erzählt hat. Ja, ich finde das irgendwie sehr bereichernd.
Also, irgendwie habe ich das Gefühl, dass es mein Verständnis von der Welt erweitert, also dass ich mehr und mehr verstehe, was so auf der ganzen Erde passiert. Klar sind das nur mini Ausschnitte, aber dass es jemanden gibt, der so und so denkt, ist schon wieder etwas, was mein Wissen erweitert, das ist das Ziel. Es ist nicht so, dass ich dann irgendwie alles weiß. Aber es ist so, dass ich denke, es ist wieder ein kleiner Baustein irgendwie, um was zu verstehen.
Und irgendwie möchte ich auch einen Beitrag leisten, und vielleicht auch nur dadurch, dass man darauf Aufmerksamkeit lenkt, auch wiederum andere Leute zum Umdenken bewegt. Das wäre schon ein Beitrag. Dass ich es auch wichtig finde das, was ich gesammelt habe an Wissen, vielleicht auch anderen wiederum zugänglich zu machen.
~~~~~
Ich glaube, der Sinn des Lebens besteht darin zu schauen und zu erkennen was für Qualitäten Menschen haben, also was sie gut können, wie zum Beispiel wenn jemand schön malen kann oder besonders nett ist. Und auch die eigenen Stärken zu erkennen und dann, dass man diese Stärke, die man entdeckt hat teilen kann.
Wenn man merkt, dass jemand etwas ganz gut machen kann, dann würde ich das einfach ansprechen, demjenigen einfach sagen „Wow, was du gemacht hast ist super!“ Und ich würde auch erklären, warum das auch schön ist oder warum es gut ist. Z.B. wenn ich merke jemand kann gut klettern, würde ich sagen „Wow, wie cool wie du kletterst!“ Man merkt schon wie konzentriert du bist, wie zielgerichtet. Wenn man Menschen zeigt, dass sie was können, dann bekommen sie Vertrauen in sich selbst und sie können genau diese Qualitäten noch weiter entfalten und vielleicht noch auf andere Qualitäten kommen.
Für mich wäre schön, wenn ich am Ende meines Lebens nur Juwelen sehe. Wenn ich merke, dass ich tatsächlich nur so die Welt betrachte. Durch dieses Unterstützen, unterstützt du dich selbst, indem du mehr und mehr aufmerksam bist gegenüber diesem Reichtum, der schon vorhanden ist, aber man vergisst es. Ich weiß nicht warum, aber wenn man so diesen Blick dafür entwickelt, dann ist es als ob man so einen Schlüssel hätte für eine ganz neue Dimension und für Sachen, die man noch nicht erlebt hat, und dann plötzlich sind sie da. Und auch eine Situation kann sich drastisch verändern, dadurch dass du nicht mehr so den Fokus auf das legst, was nicht funktioniert.
~~~~~
Für mich spielt die Suche nach der Wahrheit eine sehr große Rolle, also warum wir eigentlich hier sind. Ich bin auch mit einer bestimmten Religion aufgewachsen und auch in diesem Rahmen spielt für mich diese Frage eine wichtige Rolle. Ich denke, dass wenn man sich selber erkennt und ich denke, dass man sich im Laufe des Lebens immer besser kennen lernt, dass das quasi wie ein Spiegel ist. Also, für mich heißt das, dass man dann auch Gott erkennt, oder warum wir eigentlich auf der Welt sind.
Ich verstehe Musik als etwas in meinem Leben, das diesem Bedeutung verleiht. Für mich ist Musik und Tanzen auch eine Art Sprachrohr zur Wahrheit.
Eine weitere Bedeutung, die auch mit der Wahrheit zu tun hat, und auch mit Wissen zu tun hat, ist, dass man sich entwickelt, immer mehr weiß.
Ich denke, ich versuche außerdem nach dem Guten zu streben und nie aufzugeben, auch wenn es einfach mal zu einer Schwierigkeit kommt, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Ich versuche eine positive Einstellung zu haben.
Und für mich spielt auch die Mitmenschlichkeit eine wichtige Rolle, dass man im Umgang mit anderen Menschen Rücksicht aufeinander nimmt. Ich bin auch jemand, der immer nach Liebe sucht. Ja, dass man sich geliebt gefühlt hat und selbst geliebt hat. Ich glaube zum Teil, dass uns jemand auch erschaffen hat aus Liebe, damit man ihn erkennt, und dass das alles durchströmt. Also, das ist eigentlich der letzte Grund sozusagen. ~~~~~
Aber in erster Linie natürlich Freunde, Eltern, persönliche Beziehungen. Und auch mal so ein Gespräch wenn man irgendwo sitzt, zum Beispiel im Park auf einer Bank und im Hintergrund siehst du irgendwo den Brunnen da, und dann quatschst du über Gott und die Welt und das gibt meinem Leben auch Sinn, auf jeden Fall. Man lernt natürlich immer was, wenn man sich mit jemandem unterhält. Aber auch dieses zwei Gehirne denken zusammen über ein Thema nach und wenns noch so sinnlos ist, aber dass man einfach die Freundschaft dadurch stärkt. Oder auch gemeinsam was erarbeitet hat und sich zu irgendetwas sinnvolle Gedanken gemacht hat, irgendein Problem besprochen hat, das finde ich sinnvoll.
Ich würde einfach sagen, dass Familie und Freundschaft, mit dem Überbegriff Liebe, der Sinn meines Lebens wäre. Und auf jeden Fall die Liebe, die ich dann meinen Kindern gebe, die Liebe die ich meiner Frau geben würde. Dass diese Vorstellung mein Leben bereichert und mich dabei antreibt.
Und dann käme auf der anderen Seite noch die Schiene mit Arbeit und Uni, also dass ich dann halt diesen Traum davon habe irgendwann mal einen Doktortitel, einen Professortitel oder so was zu tragen. Und diese Vorstellung davon gibt mir natürlich viel Kraft und treibt mich an mein Studium zu beenden. Also, dass ich selbst mein Hirn angestrengt habe und da ist irgendetwas dabei rausgekommen, wofür ich mich angestrengt habe und wofür ich gekämpft habe und zum Schluss habe ich mir was erarbeitet.
~~~~~