Studieren an der bologna-reformierten Uni

Wie und wo studieren wir eigentlich? Was ist das PEG für ein Gebäude? Was soll Studieren sein? Welche Vorstellungen wie ein Studium aufgebaut, funktionieren und erlebt werden soll marterialisieren sich hier?

Um diesen Fragen besser auf den Grund gehen zu können, haben wir uns zunächst mit zwei nun schon historischen Vorstellungen des Studierens befasst, um vor dieser Folie, die aktuellen Formatierungen besser verstehen zu können.

Das Studierendenhaus

Das Studierendenhaus auf dem Campus Bockenheim wurde 1953 als Geschenk der Amerikaner an die Studierendenschaft übergegeben, um in Frankfurt ein Zentrum zu schaffen, in dem Studierende, die in Krieg und Nazidiktatur sozialisiert waren, demokratische Strukturen lernen und leben sollten. In seiner Eröffnungsrede bringt der damalige Rektor der Universität,  Max Horkheimer den Zweck des Gebäudes und des Studium auf den Punkt. Er spricht von einer “akademischen Jugend, die sich nicht bloß wissenschaftliche Verfahrensweisen aneignet, sondern die zugleich den Umgang mit Menschen anderer Nationen, Religionen und Rassen [sic!], freiwillige Hingabe an soziale, künstlerische, sportliche Tätigkeiten, Liebe zum Denken und Forschen, zum Diskutieren, zur kreativen Muße – kurz: die den Geist der realen und tätigen Demokratie praktiziert” (Horkheimer 1953, S. 12 f.).

Architekten: Apel, Letocha, Rohrer, Herdt, Baujahr 1953
Campus Bockenheim

 

Das Philosophicum

Das Philosophicum wurde 1960 in nur drei Wochen errichtet.

Das Gebäude des Frankfurter Philosophicums.

Architekt: Ferdinand Kramer, Baujahr 1960
Campus Bockenheim

Stahlskelettbau

 

Bei seiner Übergabe sprach der Architekt Ferdinand Kramer:

„ICH ÜBERGEBE IHNEN HEUTE EIN HAUS ZUM GEBRAUCH …

… Das Philosophische Seminargebäude ist ein Stahlskelettbau, bei dem Fertigteile, Curtainwalls, vorgefertigte Wände und Aluminium-Fenster-Elemente verwendet wurden. Die tragenden Stützen liegen außerhalb des Gebäudes […]

Sie werden aber vielleicht an diesem Hochbau schon eine Neuordnung bemerkt haben. Er hat keine tragenden Mauern oder Stützen in seinem Inneren. Das ist keine Marotte des Architekten, sondern die Konsequenz einer Entwicklung, die noch lange nicht abgeschlosssen ist: Die Anordnung der Stützen, die die größtmögliche Freiheit der räumlichen Aufteilungen gibt. Voraussichtlich wird sich in der Philosophischen Fakultät, für die dieses Haus entstand, im Laufe der nächsten Jahrzehnte noch vieles umgruppieren. […]

Das Haus hätte sich natürlich auch als Eisenbeton-Konstruktion ohne Innenstützen bauen lassen. Der Bau hätte zweifellos wuchtig gewirkt wie z.B. die repräsentative Fassade vom Haus der Deutschen Kunst in München, die den Nationalsozialisten so gut gefiel. Wir haben aber eine Konstruktion vorgezogen, die einerseits praktischer und andererseits billiger ist und die überdies mit ihren Stützen sehr elegant wirken kann: Den Stahlskelettbau mit Außenstutzen ohne Betonummantelung.“ (Kramer 1961, S. 427 ff.)

Innenansicht Philosophicum

Innenansichten Philosophicum

 

Kramer wollte keine Arbeitsatmosphäre, sondern Arbeitsbedingungen schaffen:

„… unsere Aufgabe bestand nicht darin, eine Arbeitsatmosphäre, sondern Arbeitsbedingungen zu schaffen. Richtiges Licht, ausreichende Luft, angenehme Sitze, leicht transportable Tische (Möbel kommt von mobile – beweglich), nicht zu lange Wege oder Kletterpartien zu den Büchern und ähnliches mehr. Das ging allem anderen vor – jedoch nur bis zu einer gewissen Linie, die heute oft und leicht überschritten wird. Es ist die Grenzlinie zwischen dem Zweckmäßigen und dem Bequemen. Natürlich haben wir darauf geachtet, dass den Benutzern dieses Hauses Möbel zur Verfügung stehen, die so bequem sind, dass sie lange sitzen können, ohne vom Sitzen zu ermüden. Aber doch nur so, dass sie den Stuhl nicht störend empfinden und nicht etwa als Einladung zur völligen Entspannung, wie sie im Schlaf eintritt. Es gibt eine Arbeitsbequemlichkeit und eine Ausruhbequemlichkeit und beides sollte sauber geschieden bleiben.“ (ebd.)

 … und was bedeutet Studieren im PEG-Gebäude?

Foyer

Foyer PEG-Gebäude

Auszug Auslobung

Auszug aus der Auslobung des PEG-Gebäudes, S. 6

Literatur

Horkheimer, Max (1953): Ansprache. In: Lembeck, Otto (1953, Hrsg.): Einweihung des Studentenhauses. Ansprachen gehalten am 21. Febrauar 1953 beim Akademischen Festakt. Frankfurt am Main. Eröffnungsrede Horkheimer Studentenhaus

Kramer, Ferdinand (1961): Seminargebäude der Universität Frankfurt. In: Bauwelt 1961, H. 15, S. 427-432. Eröffnungsrede Kramer Philosophicum